Klettern in Bonn und der Region

Oktober 19, 2017 von Diana Scheffen - 2 Kommentare

Schon als Kind bin ich mit großer Leidenschaft überall hochgeklettert: Felsen, Garagendächer, Hochsitze – nichts war vor mir sicher. Heruntergefallen bin ich nie. Als ich älter wurde, habe ich diese Leidenschaft in geordnete Bahnen gelenkt; ich habe Kletterhallen und Kletterwälder für mich entdeckt.

Toprope-Klettern

Arena Vertikal, Troisdorf-Spich

Die Kletterwand an der Außenfassade des Globetrotter-Outlets in der Vorgebirgsstraße 86 im Bonner Norden gibt es schon seit 1985. Hier kann während der Öffnungszeiten auch heute noch geklettert werden, allerdings nur nach vorheriger Anmeldung im Geschäft und im Vorstieg. Für Anfänger ist das nicht geeignet, da man das Vorstiegsklettern beherrschen muss und die entsprechende Ausrüstung benötigt.

Kletterhallen

Technik, Kraft, Köpfchen

Das Klettern hat viele schöne Seiten. Es ist nicht nur ein ganzheitliches Training für den Körper, auch der Kopf wird beansprucht. Ein guter Kletterer denkt vorausschauend, plant seine Route und probiert immer wieder neue Bewegungsabläufe aus. Oftmals kann man fehlende Kraft durch eine gute Technik ausgleichen. Ein muskelbepackter Kraftprotz kann jedoch an einer relativ leichten Route scheitern, wenn er keine gute Technik hat. Natürlich verzeichnet man bei regelmäßigem Klettertraining auch einen Kraftzuwachs. Im Idealfall kommt alles zusammen: Technik, Kraft und Köpfchen.

Toprope-Klettern

Arena Vertikal, Troisdorf-Spich

Das Aha-Erlebnis

Wie oft habe ich beim Klettern gedacht: „Das geht nicht, an den nächsten Griff komme ich nicht dran, ich bin zu klein“. Und dann hat mein Kletterpartner von unten gerufen: „Versuch dich doch mal so einzudrehen!“. Das Gefühl, wenn man die schwierige Stelle dann doch meistert, obwohl man es für unmöglich gehalten hatte, ist die Mühe wert.

Teamgeist

Klettern ist ein Teamsport. In der Kletterhalle braucht man einen Kletterpartner, der einen sichert. Damit schult man seine Fähigkeit, einem anderen Menschen zu vertrauen und man lernt, Verantwortung für einen anderen Menschen zu übernehmen. Beim Sichern muss man sehr aufmerksam sein und darf sich nicht ablenken lassen. Man übt also auch seine Konzentrationsfähigkeit. In einem guten Team ermutigt man sich gegenseitig und feuert sich an. Nur an eins sollte man denken: Bitte nicht vor Begeisterung in die Hände klatschen, wenn der Kletterpartner oben angekommen ist!

Teamwork

Arena Vertikal, Troisdorf-Spich

Abwechslung

In einer Kletterhalle wird es nie langweilig, denn es werden laufend neue Routen geschraubt. Der Routenbauer legt den Schwierigkeitsgrad fest und darf seiner Route auch einen Namen geben. Das spornt so manchen Routenbauer zu kreativen Höchstleistungen an. In einzelnen Kletterhallen kann man auch als Kletterer die neuen Routen bewerten. Der endgültige Schwierigkeitsgrad wird dann nach dem Hinweis des Routenbauers und den Bewertungen der ersten Kletterer festgelegt. Außerdem finden sich auf den Schildern zu den Routen zuweilen Hinweise, welche Fähigkeiten für diese bestimmte Route besonders gefragt sind.

Toprope-Klettern

Arena Vertikal, Troisdorf-Spich

Man findet also immer neue Herausforderungen. Für jeden Leistungsstand ist etwas dabei, von der „Leiter“ bis zur „Raufasertapete“. Mit der Zeit merkt man, welche Routen einem liegen und welche nicht, oder der Kletterpartner merkt es und sagt dann bei einer neuen Route entweder „Die wird dir liegen“ oder „Die wirst du nicht mögen“. Ich zum Beispiel mag gerne Verschneidungen und wende hier gerne das Stützen beziehungsweise Durchstützen an und ich mag es, knifflige Situationen zu lösen. Überhänge hingegen liegen mir nicht so sehr. Aber das ist Geschmackssache und hat mit persönlichen Stärken und Schwächen zu tun.

Kletterübungen

Um ein besseres Gefühl für Griffe und Tritte zu bekommen, kann man verschiedene Übungen machen. Man kann zum Beispiel mit geschlossenen Augen klettern und sich den nächsten Griff ertasten. Oder man konzentriert sich mal ganz auf seine Füße und achtet darauf, dass man immer einen sicheren Stand hat. Irgendwann wird man besser darin, kraftsparend zu klettern. Hat man sich am Anfang vielleicht noch viel mit den Armen hochgezogen, benutzt man als fortgeschrittener Kletterer eher die Beine, um sich hochzudrücken. Man klettert häufiger am langen Arm und legt die Hände lockerer auf Griffe auf, anstatt sie kräftezehrend darum zu verkrampfen.

Bronx Rock, Wesseling

Bronx Rock, Wesseling

Der Achterknoten und Sicherheit

Den Achterknoten und die grundlegende Sicherungstechnik muss man zwingend beherrschen und das muss man dem Personal in der Kletterhalle auch vorführen.

ArenaVertikal

Kann man es noch nicht, muss ein erfahrenerer Mitkletterer unterschreiben, dass er die Verantwortung übernimmt. Für Anfänger empfehle ich einen Einsteigerkurs, damit man den Achterknoten und die Sicherungstechnik korrekt erlernt und unter fachkundiger Aufsicht einige Male übt. Vor dem Einstieg in die Route sollte man zudem immer einen Partnercheck machen.

Ausrüstung

Klettergurt und Kletterschuhe kann man sich in den Kletterhallen ausleihen. Wenn man öfter klettern geht, lohnt sich die Anschaffung von eigenem Material.

Ein wichtiger Begleiter für die Kletterer mit Schwitze-Händchen:

Chalk-Bag /Magnesiabeutel

Chalk-Bag/Magnesiabeutel

Kletterwälder

Wer im Sommer lieber draußen in der Natur klettern möchte, dem seien Kletterwälder ans Herz gelegt. Ein Besuch in einem Kletterwald ist ein schönes Gruppenerlebnis, hier kann man sich aber auch alleine durch die Baumwipfel hangeln. Wie in den Kletterhallen gilt auch hier, dass man viel Abwechslung hat. Die Elemente zwischen den Bäumen sind unterschiedlich und für den besonderen Kick gibt es in einigen Kletterwäldern Seilrutschen. Die Ausrüstung mit dem Gurt und dem Sicherungssystem bekommt man vom Anbieter gestellt. In den meisten Kletterwälden muß man einen Helm tragen, der auch gestellt wird. Teils reicht ein Fahrradhelm.

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Kletterwälder in Bonn und in der Nähe von Bonn:

  • Bonn: Hier kann man sich nach einer schweißtreibenden Tour durch die Baumwipfel im Freibad erfrischen. Hat man den Eintritt für den Kletterwald bezahlt, darf man auch schwimmen gehen.
  • Hennef
  • Brühl
  • Bad Neuenahr-Ahrweiler

Kletterhallen

Kletterhallen in Bonn und in der Nähe von Bonn:

Die Arena Vertikal in Troisdorf-Spich ist angenehm hell und bietet besonders viele Möglichkeiten, im Vorstieg zu klettern. In einem Kurs kann man hier das Vorstiegsklettern erlernen oder seine Kenntnisse vertiefen. Es werden auch andere Kurse angeboten, wie z. B. Einsteigerkurse und Kurse zum Techniktraining. In der Arena Vertikal gibt es viele Routen mit höherem Schwierigkeitsgrad. Ein Boulderbereich rundet das Angebot ab.

Arena Vertikal, Troisdorf-Spich

Arena Vertikal, Troisdorf-Spich

Die Bronx Rock Kletterhalle in Wesseling bietet gleich mehrere Hallen, in denen geklettert werden kann. Es gibt einen separaten Kinderbereich, der sehr hübsch gestaltet wurde. Hier können auch Kindergeburtstage gefeiert werden.

Bronx Rock, Wesseling

Bronx Rock, Wesseling

Zudem wird in der Bronx Rock der Kurs “Kletter-Rückenschule” angeboten. In diesem Kurs wird besonderes Augenmerk auf eine gezielte Kräftigung der Rückenmuskulatur durch das Klettern gelegt. Damit kann Rückenproblemen vorgebeugt oder bestehende Rückenschmerzen können gelindert werden. Viele Krankenkassen übernehmen einen Großteil der Kosten.

In einem searaten Raum werden zunächst Aufwärmübungen gemacht:

Bronx Rock, Wesseling

Bronx Rock, Wesseling

Die Trainerin beantwortet gerne Fragen und erklärt, woher der Rückenschmerz kommen kann und welche Übungen für wen besonders geeignet sind:

Bronx Rock, Wesseling

Bronx Rock, Wesseling

In der Bronx Rock werden regelmäßig neue Routen geschraubt, sodass keine Langeweile aufkommen kann. Auch hier gibt es einen Boulderbereich. Regelmäßig findet in Wesseling der “Boulderbash” statt.

  • Frechen
  • Köln-Chorweiler: Hier findet jedes Jahr ein Klettermarathon statt. Von 17-23 Uhr sollen so viele Routen wie möglich durchklettert werden. Je schwieriger die Route, desto höher die Punktzahl. Es gibt Zusatzpunkte, wenn man im Vorstieg klettert. Die Preise werden verlost, nach dem Klettermarathon sitzt man noch gemütlich bei Suppe oder Eintopf zusammen. Für den nächsten Tag sollte man keine Aktivitäten einplanen, bei denen man die Hände oder Armkraft braucht.
  • Köln
  • Köln-Dellbrück

In Bonn gibt es auch eine Boulderhalle.

Bouldern

Boulders Habitat, Bonn

Bouldern nennt man das Klettern in Absprunghöhe ohne Sicherungssystem.

Bouldern

Arena Vertikal, Troisdorf-Spich

Bouldern

Arena Vertikal, Troisdorf-Spich

Bouldern

Boulders Habitat, Bonn

Im Boulders Habitat in Bonn gibt es verschiedene Kurse: z. B. Einführungskurse, Technikkurse für Anfänger und für Fortgeschrittene, Kurse für Kinder und Jugendliche. In der Halle gibt es an vielen Stellen Sofaecken und die Boulder sind abwechslungsreich und klug geschraubt.

Boulders Habitat, Bonn

Boulders Habitat, Bonn

Reine Boulderhallen habe ich hier sonst nicht aufgenommen. Im Sommer wird gerne an der Mauer am Rhein südlich der Kennedybrücke gebouldert.

Auch interessant:

Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn ihr noch eine Kletterhalle oder einen Kletterwald in der Nähe kennt, die/den ich vergessen habe, schreibt die Informationen dazu gerne in die Kommentare!

Toprope-Klettern

Arena-Vertikal, Troisdorf-Spich

Fotos: Michèle Lichte


20160613lichtemomente-1604Diana-Isabel Scheffen wurde in Bonn geboren, hat in Bonn studiert und arbeitet seit ihrem Studienabschluss in – richtig geraten – Bonn. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit verfasst sie Essays und Geschichten. Sie ist Mitautorin des Stadtführers “Endlich Bonn!”. Bei der 2. Auflage, erschienen im Februar 2016, war sie für die redaktionelle Überarbeitung und Aktualisierung zuständig. Im November 2017 ist ihr Buch “Das Lehrer-Kochbuch: … damit der Gang zur Tafel wieder Spaß macht”, das sie zusammen mit Andrea Tuschka geschrieben hat, erschienen.